Wolgadeutsche Teil 1

 

1763 – 1941 Reise von Saratow nach Kemerowo

Dieser Teil meiner Vorfahren befasst sich mit der Familiengeschichte mütterlicherseits. Alles was ich euch berichte habe ich aus den Erzählungen meiner Mutter (geb.1954 in der Nähe von Kemerowo) sowie den offiziell anerkannten historischen Geschehnissen um die Wolgadeutschen.

Die sogenannten Wolgadeutschen, sind ehm. Deutsche Siedler aus verschiedenen Berufszweigen die dem Aufruf der russischen Zarin Katherina der Großen in den Jahren 1763 bis 1767 folgten Teile der Steppengebiete entlang der Wolga zu besiedeln. Sie kamen überwiegend aus Bayern, Baden, Hessen, Pfalz und dem Rheinland. So entstand im laufe der Zeit ein großflächiges Gebiet was einer autonomen deutschsprachigen Verwaltung unterlag – ein Staat im Staat sozusagen.

Meine Vorfahren waren in der Region um Saratow angesiedelt und bewirtschafteten eigenen kleinen Bauernhof. Mit dem Angriff Hitlerdeutschlands auf Gebiete der Sowjetunion 1941 erfolgte eine Zwangsumsiedlung der Wolgadeutschen – aus Angst sie würden sich Hitlerdeutschland anschliessen. Meine Urgroßeltern hatten 24 Stunden Zeit um ihre Koffer zu packen und mussten zwangsläufig mit ansehen wie ihr gesamtes Vieh abgeschlachtet wurde.

Die gesamte Familie, darunter meine damals 8jährige Oma sowie 8 weitere Geschwister wurden mit Güterwagons nach Sibirien in die Region Kemerowo deportiert.  Ab da an wurden alle Deutschen der Zwangsarbeit verpflichtet und durften kein Deutsch mehr miteinander reden.

Aus Erzählungen meiner Oma (geb. 1933 – gest. 2001) mussten selbst die Kinder für die Front arbeiten. Sie besuchte keine Schule und war demzufolge ihr Leben lang analphabet, ähnliche Lebensgeschichte ereilte auch meinen wolgadeutschen Großvater – ihren Mann, von dem ich nur sehr wenig weiß. Meine Oma arbeitete an großen Anlagen, die Nahrungsmittel für die Front aufbereiteten. In dieser schrecklichen Zeit der Hungersnot war ihre Arbeit dort unentbehrlich, denn die Abfälle der Industrieanlage kamen der Familie zugute.

Trotz aller Mühen erlebten 4 von 9 Geschwistern meiner Oma das Kriegsende nicht mehr, sie alle starben als kleine Kinder an Hunger und Kälte. Von den Kindern lebt heute nur noch eine Schwester, seit über 30 Jahren in Deutschland.

 

Fortsetzung folgt…

 

 

 

 

 

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